1. Lesung aus dem Buch des Propheten Jesaja (35,1-6a.10)
Evangelium nach Matthäus (11,2-11)
Haben Sie nicht auch das Gefühl, dass unsere Welt, unser Leben, unsicher geworden ist? Wenn wir tagtäglich die Nachrichten in den Medien hören und anschauen, dann bekommt man die Neigung zu meinen: „Es gibt da nichts zum Lachen in dieser Welt“: Krieg, auch in Europa, Terror, Gewalt, drohende Arbeitslosigkeit, Umweltkatastrophen... Und dann sind da noch die persönlichen physischen und psychischen Krankheiten, Ehen und Beziehungen die in die Brüche gehen, Todesfälle in der engsten Verwandtschaft... Und achten wir einmal auf die meisten unserer Gesprächsthemen, wenn wir zusammensitzen... Da gibt es oft wenig zum Lachen. Leben wir nicht mit dem Gefühl, dass unser Leben konstant bedroht und unsicher ist? Drohen wir da nicht orientierungslos zu werden?
Und da heißt es am heutigen dritten Adventsonntag: „Freut euch!“ Ja, worüber denn? In vielen Werbespots ist immer von „Spaß“ die Rede. Wir sollen im Leben „Spaß“ haben. Wir leben in einer „Spaßgesellschaft“. Aber ist „Spaß“ nicht etwas ganz anderes als „Freude“? Ist Spaß nicht eine kurzfristige Erregung, die ganz oberflächlich bleibt? Freude ist ein viel tieferes Erlebnis, das nur dort entstehen kann, wo wir aus dem Gefühl eines Grundvertrauens und tiefer Geborgenheit heraus leben. Können wir heute noch so leben?
Vielleicht sind wir blind und taub geworden für die christliche Glaubensbotschaft, die sagt: „Freut euch! Gott will in eurem Leben ankommen. Öffnet euch für ihn. Lasst zu, dass er in eurem Leben die bestimmende Rolle spielt. Rechnet mit ihm! Habt Mut und fürchtet euch nicht.“
Der Prophet Jesaja verwendet überschwänglich poetische Bilder. Er will unsere Augen und Ohren öffnen. Es ist dann wie, wenn in einer Wüste Quellen hervorbrechen, Bäche fließen. Mehr noch: Wenn Gott zu euch kommt, werden eure Augen und Ohren geöffnet, eure (inneren) Lähmungen überwunden. Neues Leben entsteht, neue Lebenskraft, wenn Gott in euch wirksam wird. Empfinden wir das so?
Es ist der Kern der Botschaft Jesu an uns: „Gott ist einer, der euch bedingungslos annimmt und Gutes wünscht.“ Das Gottesbild von Jesus ist anders, irgendwie neu und deswegen ist Johannes der Täufer so verwirrt: „Bist du wirklich derjenige, den Gott uns sendet?“ Johannes hat von einem Gott geredet, der kommen wird um zu richten und alle zu bestrafen, die sich nicht ändern. Vielleicht ist es deswegen, dass Jesus über Johannes sagt: „Er ist großartig, aber der Geringste, der zu Gottes neuer Welt gehört, ist größer als er.“
Der Gott, der in und durch Jesus in dieser Welt wirksam ist, ist ein Gott der jeden Menschen bedingungslos annimmt, bejaht, liebt. Das hat Jesus gezeigt, indem er - im Namen Gottes, mit Gottes Kraft - Blinde wieder sehend machte, Tauben das Gehör wieder gab, Lahme gehen und Stumme wieder sprechen ließ. Durch viele Beispiele wird das in den Evangelien illustriert. Gott meint es gut mit uns. Er will unser Wohl. Er ist ein befreiender Gott, der uns nicht im Stich lässt.
Ist diese Botschaft von und über Gott nicht wie Wasser, dass unseren persönlichen trockenen Lebensboden durchdringt und so neues Leben erweckt? Lässt sie nicht neue Lebensfreude in uns sprießen? Vielleicht ist das unser Problem, dass wir uns nicht wirklich die Tragweite dieser Botschaft realisieren. Unser Glaube an so einen Gott bewirkt Lebensfreude, eine Freude, die die tiefsten Schichten unseres Menschseins, unserer Persönlichkeit, unseres Herzens erfasst. Eine Freude, die aus einer tiefen Vertrauensbeziehung zu Gott entsteht und uns leben lässt.
An Gott glauben, ein tiefes Vertrauen zu ihm haben, gerade in dürren Zeiten, wo alles hoffnungslos, grau und vertrocknet, leer zu sein scheint ... das hat Zukunft! Wir werden befreit, von einer tiefen Existenzangst! „Freut euch!“ heißt es am 3. Adventsonntag. „Allen, die keinen Mut mehr haben und nicht sehen, wie es weitergehen soll, dürft ihr sagen: Habt Mut, fürchtet euch nicht! Seht, euer Gott ist da und lässt euch nicht im Stich, Gott wird euch retten!“ Dieses Bewusstsein löst nicht all unsere Probleme, aber es hilft uns damit zu leben und sie durchzustehen.